Wir kommen nach einer charmefreien Fahrt in einem kurz vor dem Exitus stehenden Bus in Panama City an. Mit dem Taxi geht’s ins alte Viertel „Casco Viejo“, wo wir das erste Mal auf unserer Reise in einem Sechsbettzimmer einer angesagten Herberge übernachten, weil nichts anderes frei ist. Die laute, ausgelassene Party hier geht bis in die Morgenstunden aber ohne uns, denn wir sind damit beschäftigt, einen Weg nach Süden zu finden, was hier keine unkomplizierte Sache ist.

Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten: 1. Mit dem Segelschiff über die sensationellen Blas-Inseln, 2. mit dem Flugzeug und 3. zu Fuss duch das mit Ungeziefer wie Altnazis, Guarillias, Drogen- und Menschenhändler verseuchte Grenzgebiet. Wir entscheiden uns für einen Flug nach Quito in Equador, denn zum Einen können wir im Moment auf eine adrenalingeladene Extremerfahrung im Grenzgebiet verzichten, abgesehen davon wollen wir mal ein gutes Stück weiter nach Süden kommen und da fällt der fünftägige Segeltörn durch das Paradies mit anschliessender Durchquerung von Kolumbien (welches uns nicht sonderlich anspricht) ebenfalls aus. Nach einigem Hin- und Her sind die Tickets gebucht und wir sparen Gegenüber dem Segeltörn auch noch ein paar Hunderter.

Das Viertel „Casco Viejo“ ist im Moment Grossbaustelle. Trotzdem lässt sich erahnen, dass es, wenn sich der Baustaub in einigen Jahren gelegt hat, hier wunderschön sein wird. Das Viertel im Kolonialen Stil wurde nachdem das ursprüngliche Panama City („Panama Viejo“)abgebrannt ist (bzw. wurde) errichtet. Aktuell staut sich hier der Verkehr, Baulärm ist allgegenwärtig und es gibt eine rote Zone, die aufgrund der Kriminalität ganz und gar nicht für Touristen geeignet ist. Aber es gibt einen fantastischen Blick auf die Wolkenkratzer eines der modernen Viertel der Stadt und genau da zieht es uns hin – wir übersiedeln.

Dachpools haben auf mich besonders in grossen Städten eine riesige Anziehungskraft und das nicht ohne Grund: im kühlen Pool zu plantschen, während man einen Blick auf Wolkenkratzer hat und sich die Stadt viele Stockwerke tiefer zu Tode schwitzt, ist eine Art Luxus, die ich mir bei passender Gelegenheit gönne und leiste. Dazu ein Bierchen oder einen Cocktail wenn die Sonne untergeht – dann wird’s hier magisch.

Am nächsten Tag marschieren wir in Richtung eines der modernen, von Wolkenkratzerwald geprägtem Viertel. Auch ohne das Angebot Kokain zu erwerben, welches hier quasi zum Tagesgeschäft zählt, wirken die Wolkenkratzer, wenn man erstmal drei Monate in Zentralamerika gereist ist, psychodelisch. Baby und ich stellen zufrieden fest, dass wir sowohl in der Pampa als auch in einer modernen Stadt Spass haben können.

Auf unserem Weg schlendern wir die Küstenstrasse entlang, wo Fischreiher in grosser Zahl gerade den Mittagsfisch zu sich nehmen, indem sie aus grosser Höhe ins Wasser tauchen, oft mit dem Fang eines Fisches gekrönt. Wir setzen uns auf eine Mauer und beobachten das Schauspiel eine Weile. Langsam wird uns bewusst, dass wir tatsächlich quer durch Zentralamerika gereist sind. Das ist schon eine grosse Sache und wir freuen uns.

Nachdem wir genug Hochhäuser und Einkaufszentren gesehen haben, fahren wir noch in das ursprüngliche Panama City „Panama Viejo“. Das Viertel besteht aus Ruinen in einem äusserst mässig sicheren Teil von Panama City, wie uns schwerbewaffnete Soldaten erklären, als wir auf dem Weg hin einmal falsch abbiegen. Ausser dem Spannungsbogen von Ziegelsteinmauern und den Hochhäusern am Horizont gibt’s hier nicht viel mehr zu sehen. Nur der Ausblick von einem Turm bietet einmal mehr interessante Ausblicke auf das Meer und die beeindruckende Skyline.

Wissbegierig, wie wir sind, besuchen wir natürlich die Schleusen am Panamakanal bei Panama City. Ich erspare euch Detailinformationen, denn die lassen sich einfach im Internet nachlesen.Nur so viel: Die Maut für eine Durchquerung des Panamakanals liegt zwischen $2.- für einen Schwimmer (einen Exzentiker, der das gemacht hat, gabs wirklich mal) und $400000.- für ein ausgewachsenes Containerschiff, welche Panama auf diesem Wege durchqueren , um den Umweg rund um Südamerika zu vermeiden. Auf dem Weg zwischen Pazifik und Atlantik sind 26 Höhenmeter in etlichen Schleusen zu überwinden. Dies geschieht „smooth und slowly“, wie der Kommentator der Schleusenanlage betont.

Der Vollständigkeit halber, wollen wir uns es nicht nehmen lassen, auch die Schleusenanlage „auf der anderen Seite“ bei Colon, ca. 82 Kilometer entfernt, am Atlantik zu besuchen – dazu fahren wir mit dem Zug. Dieser Zug, welcher schon beim Bau des Panamakanals eine wesentliche Rolle spielte, ist speziell. Das Besondere ist, dass es sich dabei um ein Reptil aus längst vergangener Zeit handelt, als Zugfahren noch Luxus, gediegenes Ambiente und Glasdach bedeutet hat. Zugliebhaber und Experten mögen mir meine Begeisterung verzeihen, denn ich sitze zum ersten Mal in so einem Gefährt – mir ist nicht entgangen, dass dieses Ding seine besten Zeiten hinter sich hat. Es ist der Auftakt zu weiteren, abenteuerlichen Bahnfahrten, welche in Südamerika auf uns warten und so vergeht die einstündige Fahrt, vorbei am Kanal, durch Urwald und stillen Lagunen viel zu schnell.

Auf dieser Seite des Kanals überwinden die Schiffe die 26 Höhenmeter in drei gewaltigen Schleusen, was einmal mehr ein beeindruckendes Schauspiel ist und uns die Gelegenheit gibt schöne Zeitraffer-Aufnahmen zu machen. Auf der Rückfahrt im Bus überfällt uns die Müdigkeit und so sind wir froh, ein letztes Mal am Dachpool entspannen zu können.