Nach drei Tagen Uyuni-Tour, 11 Stunden Nachtbus, 26 Stunden Transfer mit drei Flugzeugen, vier Zwischenstopps, einer Nacht auf dem Boden der Flughafens von Santiago de Chile und 30 Tagen in einem Turm mit Hubschrauberlandeplatz in Brasilien geben wir zu, ja, wir haben unsere voraussehbare Reiseroute geändert. Nix mit Patagonien, welches von Anfang an auf unserer Wunschliste stand. Warum? Weil wir´s können! Aber nicht nur. Auch wegen der Kälte der letzten Wochen und der zu erwartenden Wetterlage in Chile und Argentinien. Der eigentliche Grund, warum wir jetzt hier sind, ist…

 

 

…(dramatische Stille)…

 

 

…Moment, es kommt gleich…

dass unser Reisekonto leergeräumt wurde…

…Wahre Geschichte!

 

 

 

 

Wir haben uns ja für unsere Reise auf ein riesengroßes Bildungsprogramm eingestellt, dass es einen dreiwöchiger Intensivkurs im Banken- und Kreditkartenwesen inkludiert, war für uns neu. Auf jeden Fall sah es am Abend, bevor wir nach Machu Pichu fahren wollten, so aus, dass wir anstelle eines fünfstelligen Betrages nur mehr 34.- am Konto hatten. Eine etwas überraschende Erkenntnis, welche ich Baby mit dem, für so einen Moment einzig richtigen Filmzitat, „Baby, wir haben ein Problem“ mitteile. Wir kippen erst mal aus den Latschen.

Schnell stellt sich heraus, dass wir im Februar in Mexiko an einem manipulierten Bankomaten Geld abheben wollten und dabei eine Kopie samt Pin angefertigt wurde. Ab Juni wurde dann in Mexiko City täglich der mögliche Rahmen abgehoben. Wir liegen also unter drei Decken im Bett des angeblich wärmsten Zimmers der Unterkunft in Cusco, frieren und sind pleite! Die folgenden drei Wochen sind geprägt vom Kampf mit der Bank und der Angst vor dem plötzlich möglichen, vorzeitigen Ende dieser Reise. Normalerweise dauert die Abwicklung eines Bankomatkartenmissbrauchsfalles um die drei Monate – zu lange für uns, um im Reisebudget zu bleiben. In Copacabana am Titicaca See fällen wir die bittere Entscheidung, die Uyuni Tour noch zu machen und uns dann mit einem kurzen Zwischenstopp zum Ausheulen am Strand auf den Heimweg zu machen. Das Vertrauen in unsere Bank ist zu tiefst erschüttert und wir sind traurig, wütend aber auf eine komatöse Art gefasst. An dieser Stelle kann gerne zu gegebenem Anlass kurz ein wenig Mitleid mit uns zwei einsamen Reisenden bekundet werden.

Aufgeben zählt nicht zu unseren Stärken und letztendlich haben wir´s hingekriegt! Der nervenzerfetzende Fall mit der wahrscheinlich schnellsten Bearbeitungszeit in der Geschichte unserer Bank. Wir haben zwei Betreuer und die Sekretärin der Ombudsstelle unserer Bank verbraucht, sogar die Arbeiterkammer haben wir aus dem Ärmel geschüttelt! Nach dieser dreiwöchigen, ganzheitlichen Lernerfahrung erwäge ich die Idee einen Leitfaden zum Thema „Verhaltensregeln im zielorientierten Umgang mit einer Bank“ zu verfassen und einen für Banken zur Verbesserung der internen Kommunikation, Sicherheit und Kundenservice – mal sehen. Auf jeden Fall fällt uns ein riesen Stein vom Herzen, als am zweiten Tag hier in Canoa Quebrada endlich das Geld wieder auf unserem Konto ist. Wir können in Gedanken wieder weiter reisen, sind aber so überrascht, dass wir erstmal gar nicht wissen wohin. Es könnte schlimmer sein, denn wir sitzen zu diesem Zeitpunkt bei 30 Grad am menschenleeren Strand der unendlich scheinenden Küste von Brasilien. Nach so viel Bildung braucht jeder mal eine Pause.

Reisedokumentarisch gesehen, ist Canoa Quebrada ja unser Einstieg nach Brasilien und ich kann sagen, es ist großartig, das Wetter, die Küste, das Meer, der Wind, die Wellen, die freundlichen Menschen. Wir lassen es uns richtig gut gehen und stellen fest, wie wie wenig Geld wir dazu brauchen. Hier verbringen wir die Zeit in einer surrealen Umgebung aus Sanddünen, Windmühlen und dem Turm mit Hubschrauberlandeplatz auf dem wir grillen, in den Hängematten auf der 360 Grad Terrasse, am Strand, auf Sandbuggys und Pferden. Ach ja, es gibt sie wirklich, die brasilianischen Kinder beim Fussballspielen am Palmenstrand.

 

 

Nach knapp einem Monat weiß ich, dass es hier unsichtbare Moskitos gibt und kann mir vorstellen, dass wir hier vielleicht nicht zum letzten Mal gewesen sein werden. Was ich sicher weiß, ist dass diese Reise noch nicht zu Ende ist. Es wird wieder spannend.