Es gibt diese speziellen Orte, sehr individuell, die einen mit ihrem Flair total einnehmen, wo Geschichten geschrieben oder Filme gedreht werden – dies ist einer davon. Die Pension Ibara ist im Lonely Planet zu finden und eigentlich nichts weiter als zwei Apartments von zwei Schwestern, welche Zimmer in ebendiesen vermieten. Mich hat ursprünglich nur die Tatsache, dass sich die Apartments im 14ten und 15ten Stock eines Hochhauses befinden gereizt – der Aussicht wegen. Schon als wir hier ankommen bin ich platt. Ein altes Hochhaus am Rand des Zentrums von Lima. Alleine das Stiegenhaus und der Lift versprühen für mich eine Atmosphäre von längst vergangenen Zeiten. Irgendwie habe ich das Gefühl, das Gebäude sollte eigentlich nicht mehr existieren und trotzdem steht es da. Ich sehe uralte Parkettböden in den dunklen Fluren, flackerndes Neonlicht, hauchdünnes Glas, eingefasst in bröckeligen Fensterrahmen, Regenrinnen, die endlos nach unten führen. Das Apartment ist verwinkelt, genau so, wie es sein muss. In der Küche und im Bad stehen grosse Tonnen mit ungeklärtem Inhalt, über dem Gasherd hängt ein Zettel „ausser Betrieb“ und der Balkon liegt 45 Meter über dem wahnsinnigen Verkehr der Avenida Tacna. Der Lift funktioniert nur stundenweise, den Rest des Tages muss man die 15 Stockwerke hoch- oder runterlaufen, Wasser gibts ebenfalls nur manchmal und natürlich humpelt die Apartementbesitzerin die Stufen hinauf.  Es hat den Anschein als wäre in dem gesamten Gebäude niemals irgendetwas renoviert oder besonders gepflegt worden. Locationscouts würden sich alle Zähne ablecken, wenn sie so einen Ort finden würden, wir quartieren uns für die kommenden paar Tage hier ein und frieren uns in dem ungeheizten Zimmer die Ärsche ab.