Dieser Artikel wird jene freuen, die mich mal wieder leiden sehen wollen – also aufgepasst!

Der Plan war, entspannt, per Minibus, von Flores nach Lanquin zu schweben. Unser Agenturheini Luis hat alles für uns gecheckt und gemeint „um 16:00 seid ihr da, eher früher“. Nach dem der Minibus doch noch bei uns vorfährt (45 Minuten zu spät), steigen wir ein und belegen die letzten zwei Plätze. Nach einer Fahrt von 50 Meter hält der Bus wieder – dort stehen noch zwei mittelalterliche Personen. Ratlosigkeit bricht aus. Nach Durchsicht der Minibus-besatzungscheckliste ist schnell klar, dass zwei Plätze zu wenig sind. Wir kennen schon das übliche jetzt folgende Prozedere: Für die letzten Zwei werden winzige Holzhocker in den Gang gestellt und wir sind froh, dass wir schon Sitzplätze haben. Wir schenken ihnen ein mitleidiges Lächeln – viel Spass in den kommenden sieben Stunden! Nachdem die Minibusbesatzungscheckliste erneut geprüft wird ist klar, WIR sitzen auf den Hockern, denn unser Agenturass Luis hat irgendetwas vergeigt – herzlichen Dank! Baby bekommt sogar eine Rückenlehne anmontiert, bei mir ist das Ding leider kapuhut. Was soll ich sagen, sieben Stunden später sitzen wir immer noch auf unseren ca 40 Zentimeter breiten Hockern und das Ziel ist noch nicht in Sicht. Wie sich später herausgestellt hat, haben wir unabhängig voneinander, während die Fahrt immer länger wurde, unsere meistgehassten Mitfahrer ausgesucht. Am Ende, liegen die Tussi mit der suuuuperguten Laune, die neben dem Fahrer sitzt und gerne zur Musik des Radios mitklatscht und den Fahrer mit überinteressierten Fragen davon abhält ein vernünftiges Tempo zu fahren ex equo mit einer Dreiergruppe israelischer Mädels ganz weit vorn. Nur noch getoppt, von dem ebenfalls megagenervten Typen, der uns doch tatsächlich nicht erlaubt sein Fenster aufzumachen, obwohl sich der Minibus mitlerweile in eine fahrende Sauna mit Fussschweiss-Aromatherapie verwandelt hat. Ich habe während der Fahrt auch ausgiebig Gelegenheit, mich zu fragen, warum wir eigentlich dahin fahren, wo wir gerade hinfahren. Dunkel ist da was von einem Fluss und Fledermaushöhlen und vom Arsch von Guatemala. Nach über neun Stunden steigt das zuletzt zugestiegene Paar aus – wir haben wieder Sitzplätze! Nach einer weiteren Stunde Fahrt in die Pampa (Inzing ist eine Megacity gegen alles, was bei uns vorbeizieht), sind wir am Ziel unserer Fahrt – Lanquin, wo uns sofort ein paar Keiler anquatschen in ihr Hotel in Semuc Champey mitzufahren. Total entnervt geben wir klein bei und steigen auf die Ladefläche eines Pickups. Vorne im Fahrgastraum sitzen unsere israelischen Freundinnen. Dann geht’s im Stehen (weil einem das Sitzen auf einem 10 Zentimeter breiten Holzbrett jede erogene Zone im Schossbereich tötet) noch eine Stunde über unaussprechlich gewagte Bergstrassen in unser Dschungelcamp. Es empfängt uns dieselgeschwängerter Dschungel und ein Hitmix aus den 80ern und 90ern. Wir beziehen unser, für Moskitos nach allen Seiten offenes Dachzimmer. Die Laune ist im Keller und wir führen die gegenseitigen Granteleien, mit denen wir aus Langeweile schon im Minibus begonnen haben, noch eine Weile und ein Abendessen weiter, bevor ich mich ins Bett verkrümle.

Die Schlaumeier unter euch, werden schon durchgerechnet haben, dass wir nur neun Stunden auf den Hockern verbracht haben. Das stimmt aber die eine Stunde auf dem Pickup, die davon geprägt war, sich festzuklammern um nicht verloren zu gehen und das permanente Anhauen an Eisenstangen, das Verrutschen von Gepäck und Nahrungsmitteln auf unsere Füsse zähle ich mal grosszügig zu den Hockerstunden dazu.

p.s.: unser Fenster-Nicht-Aufmachen-Hassobjekt, hat sich von seinem Agenturheini aufschwatzen lassen, dass die Fahrt nur vier Stunden dauert.