Am nächsten Tag geht es los mit unserer dreitägigen Erkundungstour per Geländewagen durch Südbolivien und diese Tage werden zu den schönsten der gesamten Reise zählen.

Die Landschaft ist aufregend und strahlt eine wilde Schönheit aus, der Horizont ist immer von Bergketten gesäumt, die sich aber in scheinbar ewiger Weite irgendwie verlieren und anstatt einzuengen nur die Dimensionen der Weite betonen und dem ganzen Bild einen feierlichen Rahmen verleihen. Insgesamt legen wir knapp 1000 km zurück. Mit Miguel, unserem Fahrer, Guide und Koch (wobei er nur erste und schließlich wichtigste Position wirklich beherrscht) sind wir sehr zufrieden, auch wenn er nicht der Gesprächigste ist, er ist sympathisch. Unsere BegleiterInnen bestehen aus zwei sehr netten (einem sehr jungen holländischen und einem jungen luxemburgischen) Paaren. Irgendwann wird mir klar, dass meine Bemerkung über legwarmers in den 80ern keine/r von ihnen mitgemacht haben kann, da der Älteste 89 erst geboren ist. Eine neue Erkenntnis und eindeutiger Beginn des Alterns! Nicht das erste Erlebnis dieser Art, aber eines der eindrücklicheren.

Unser erster Stopp ist der nahegelegene Zugfriedhof, wo alte ausrangierte Züge in der Wüste herumstehen und vor sich hinrotten. Abenteuerspielplatz! Wäre wieder mal eine tolle Kulisse für alles mögliche! Aber es geht gleich direkt weiter zum legendären Salzsee bzw. jetzt in der Trockenzeit zur Salzwüste von Uyuni. In der Regenzeit staut sich das Wasser hier und es muss überwältigenden sein mitten drin zu stehen zwischen blauem Himmel und weißen Wolken von oben und durch die Spiegelung auch von unten. Der Vorteil der momentanen Trockenzeit ist, dass man überall hinkommt und wir mit dem 4×4 quer über den Salar düsen können. Eine weiße Weite tut sich auf, die in herrlichem Kontrast zum klaren blauen Himmel steht. Während wir uns alle ihm Fotowahn ergehen, bereitet Miguel das Essen vor. Es gibt (sehr zähes) Lamafleisch mit Quinoa und Gemüse – alles frisch aus dem Kofferraum. Salz zum würzen ist ja genug vorhanden. Pro Jahr werden hier ca. 25.000 Tonnen  Salz abgebaut und es ist noch immer jede Menge übrig, nämlich ca. 10 Milliarden Tonnen. Ich kann mir das in Zahlen schlecht vorstellen, aber ich habe auf jeden Fall gesehen: Da ist sehr viel Salz!

Die Ziele für den Nachmittag sind die Isla Incahuasi, die Kakteeninsel und die geheime Insel ohne Namen mit versteinerten Korallen. So verbringen wir den Tag in der Salzwüste und auch in der Nacht geht es nicht ohne Salz. Wir übernachten in einem der vielen Salzhotels, die sich rund um den Salar angesiedelt haben und tatsächlich aus Salz gebaut sind. Bis zum Abendessen schlagen wir die Zeit mit Uno spielen in der Gruppe tot. Alle sind hungrig, erfroren und froh über die Ablenkung durch Uno. Nach dem Essen wird Feuer entfacht und wir können unsere Glieder und Ärsche ein bisschen erwärmen während wir den Sternenhimmel und die Milchstrasse über unseren Köpfen betrachten. Rundum ist schwarze Nacht. Trotz der kurzzeitigen Erwärmung am Feuer ziehen wir uns zum Schlafen nicht aus und sind sehr dankbar für die wohligen und scheinbar im Umkreis von ganz Bolivien und Peru die einzigen Federbettwäschen, die uns hier warm halten.