Kaum sind die Erinnerungen an Chichlayo einen Tag alt, sitzen wir schon wieder im Bus und fahren auf 2800 Meter Seehöhe nach Chachapoyas. Ein wenig mulmig ist uns schon zu mute, denn man hört ja nicht das Beste über Busfahrten auf den abenteuerlichen Gebirgsstraßen in Peru aber wir vertrauen voll und ganz auf den Überlebenswillen unseres Busfahrers und tatsächlich checken wir nach einer Nachtfahrt in die nette Backpackers Unterkunft von Chachapoyas ein.
Am nächsten Tag ist wieder wandern angesagt. Es geht zum Gocta Wasserfall, dem Dritthöchsten der Welt mit 771 Meter Fallhöhe. Der Weg führt über viele Höhenmeter an einer atemberaubenden Landschaft vorbei und bringt uns nach einem kräftigen Regenguss bis zum See am Grunde des Wasserfalls. Eigentlich hatten wir vor zumindest kurz hineinzuhüpfen aber uns ist einfach zu kalt für den Spaß. So nehmen wir viel lieber das Angebot eines netten, älteren Einheimischen in Anspruch und genehmigen uns einen Schluck Hochprozentigen aus seiner Colaflasche. Der Rückweg führt uns wieder geschätzte 500 Meter hinauf zum Ausgangspunkt, wo uns ein Essen erwartet. Viereinhalb Stunden Wanderung in den Anden ohne Höhenkrankheit ist eine feine Sache.
Heute geht’s zum eigentlichen Grund unseres Aufenthalts in Chachapoyas – Schlumpfhausen. Genauergesagt handelt es sich um Kuelap, einer Präinka Sidlung auf 3000 Meter Seehöhe, welche als beinahe genauso imposant wie Machu Pichu gehandelt wird. Aus Gründen, die wir auch nach intensiven Nachforschungen nicht herausfinden können, müssen wir eine andere Strasse nehmen, was die Fahrtzeit von zweieinhalb auf viereinhalb Stunden verlängert. Hier bekommen wir hautnah einen Einblick, wie Gebirgsstraßen in Peru aussehen. Nicht ohne Grund raten viele Reisende nicht nüchtern in einen Minibus zu steigen, denn die Schotterpisten sind unbefestigt, eng, mit Gegenverkehr und es geht direkt am Straßenrand immer wieder mal beinahe einen Kilometer geradewegs nach Unten. Wir sind nüchtern und konzentrieren uns auf die Landschaft. Nach dem wir den Ausgangspunkt zu Kuelap erreichen, geht’s zwei Kilometer zur sagenhaften Stadt hinauf, welche uns mit nicht gerade einladenden 20 Meter hohen Mauern begrüsst. Die Eingänge in die Stadt sind so schmal gehalten, dass immer nur eine Person hinein kann – waren also leichte Paranoiker die damaligen Bewohner. Drinnen umschlingt uns die Atmosphäre eines Wünschelwaldes mit roten Bromelien, Lamas und den Resten von runden Gebäuden, weshalb ich ja der Meinung bin, dass hier Schlumpfhausen ist. So interessant die Führung durch die Stadt auch ist, nichts schlägt die Aussicht auf die Umgebung. Wir sehen von hier aus die Strasse auf der wir hergekommen sind und loben in Gedanken unseren Fahrer während wir uns einen Schluck peruanischen Zuckerrohr-Rum genehmigen. Von Plätzen wie diesen aus werden Geo- und National Geographics Fotos gemacht – unfassbar!
Obwohl die Stadt so sorgsam gegen Eindringlinge konzipiert ist, wurde sie dennoch von den Inkas eingenommen, indem selbige einfach die Wasserversorgung unterbrochen haben – man kann halt nicht an alles denken.
Den Abend verbringen wir mir Maryan aus Irland, welche ganz entzückend ist und uns viel von ihrer Reise und dem Leben in Irland erzählt.
Heute ist eigentlich Siesta angesagt aber wir verbringen doch einige Zeit mit Überlegungen doch noch zum Amazonas zu fahren, was Babys großer Wunsch und ein kleines Albträumchen von mir ist. Nach langen kämpfen mit dem langsamen Internet und miesem Kaffee wird wahrscheinlich, dass wir von Lima aus nach Iquitos fliegen werden um von dort aus auf dem Amazonas herumzuschippern. Nebenbei lasse ich zwei besonders gelungene Fotos von der Wasserfallwanderung ausdrucken, um sie den lieben Besitzern der Backpackers Lounge zu schenken.
Und, die Geschichte wiederholt sich, wenig später sitzen wir wieder im Bus und fahren runter ans Meer.