Es ist 22:34, Baby und ich liegen wach in unseren Betten, über uns tobt sich ein mässiger Alleinunterhalter vor den fünf anderen Gästen des Hostals aus und unsere Moskitostiche von vorgestern treiben uns in den Wahnsinn. Der Tag heute war ein Schuss in den Ofen. Haben uns in der Früh vom Dschungelcamp verabschiedet und uns auf die Ladefläche eines LKWs begeben, der uns die steile Strasse nach Lanquin gebracht hat. Ein Traum für Baby, ein Albträumchen für mich. Die lächerlichen neun Kilometer (45 Minuten) sind davon geprägt, dass Baby vor sich hin grinsend Fotos schiesst, während ich versuche nicht von dem Scheissding herunterzufallen. In Lanquin finden wir schnell eine Unterkunft und ich bin erstmal für zwei Stunden ausser Gefecht. Nachdem unsere Quezales zu Ende gehen und es keinen Geldautomaten gibt, müssen wir Dollars wechseln, was eine komplizierte aber schaffbare Angelegenheit ist. Anschliessend lassen wir uns mit einem Tuc Tuc zu der Höhle bringen, die der Grund unseres Besuches hier ist. Das ist ein ziemliches Stückchen und ich bin begeistert, dass wir am Ziel ankommen, ohne uns auf der schlechten Strasse mehrmals zu überschlagen.

Das Ziel ist weniger die Höhle an sich, als die Fledermäuse, die hier zu Tausenden wohnen und angeblich bei Sonnenuntergang zum Abendessen ausfliegen. Die Höhle ist nicht so supertoll, obwohl sie riesige Räume hat und auch beeindruckende Tropfsteinformationen. Leider ist sie durch jahrhundertelangen Gebrauch von Kerzen und Fackeln schwarz, wie die Nacht. Hier werden immer noch Rituale abgehalten. Abgesehen davon ist es auch verdammt rutschig hier drin und wir müssen ähnlich vorsichtig herumsteigen wie gestern.Als wir wieder Draussen sind, ist es viel zu früh und so warten wir drei Stunden am Flussufer auf den Sonnenuntergang, kommen mit einem netten Typen aus einem Dorf in der Nähe und einem Wachmann, der eine dieser brachialen Schrotflinten trägt, ins Gespräch. Es ist immer wieder bemerkenswert und herzerfrischend, wie freundlich die Menschen hier sind. Langer Rede kurzer Sinn, wir sehen ein paar Fledermäuse, der Rest scheint von Gestern noch satt zu sein. Also latschen wir den kompletten Weg in der Dunkelheit zurück in das Dorf, treffen nochmal Bernhard, den Bayern, hauen uns mittelmässige Hamburger und einen Liter Cola rein, um nun hier zu liegen und auf den Schlaf zu warten.

Morgen 8:00 geht’s nach Antigua. Dort erwartet uns der beginnende Osterwahnsinn, wahrscheinlich überfüllte Schlafsääle und eine Überdosis Katholizismus. Ich bin gespannt.

p.s.: Wir hatten eigentlich vor, mit den öffentlichen Bussen nach Antigua zu fahren, was dreimal Umsteigen bedeutet hätte. Doch der Typ vom Fluss hat erzählt, dass er mal beim Umsteigen in Guatemala City mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt wurde – seitdem fährt er mit dem Shuttle und wir morgen auch.

p.p.s.: Der Bayer Bernhard hat uns am Abend erzählt, dass er mit den öffentlichen Bussen hier her gekommen ist und es die Hölle war. So leid mir Baby tut, weil sie wirklich gerne mal in einem Bus ohne Touristen fahren würde, freue ich mich auf eine halbwegs entspannte Fahrt, im Idealfall ohne Holzhocker.