Nach drei Tagen unterwegs schaut unser Tagesablauf ganz anders aus. Nichts mit aufstehen und nachsehen, ob der Ozean noch da ist. Stattdessen stundenlang im Bus sitzen, einfache Unterkünfte beziehen und sich wieder der Flut an Eindrücken stellen.
Um Ecuador und im Besonderen den Pazifik zu würdigen führt uns unser nächster Stop nach Puerto Lopez. Die 100 Kilometer kosten uns sieben Stunden im Bus – also haben wir wieder unsere durchschnittliche Reisegeschwindigkeit erreicht – da wird niemand so schnell schwindlig. Puerto Lopez ist Ausgangspunkt für einen Bildungsausflug auf die Isla de la Plata, welche auch unter der Bezeichnung „Galapagos für Arme“ bekannt ist. Eineinhalb Stunden braucht unser acht Meter langes Boot über den teils rauhen Pazifik. Zwei mitreisende Mädels zollen dem Meer ihren Tribut, indem sie sich herzlich in selbigen übergeben. Auf der Insel sehen wir bei unserer geführten Wanderung Blaufusstölpel und Fragatas neben jeder Menge anderer Fauna und Flora. Blaufusstölpel sind lustige Viecher. Sie erinnern mich an grosse Enten mit blauen Füssen, welche entzückend unbeholfen dahinwatscheln. Fragatas sind große Vögel. Die Männchen haben eine rote Manschette am Hals, die sie zu beeindruckender Grösse aufblähen können, natürlich um Weibchen zu beeindrucken. Dann gibt’s noch Mojojos, weisse Früchte von einem Strauch, aus denen man natürliches Haargel aber auch Medizin für so ziemlich alles machen kann, wenn man weiß, wie es geht. Dann wird noch geschnorchelt und schon geht’s wieder gegen spätem Nachmittag die 40 Kilometer zurück an die Küste. Ach ja, in der Ferne haben wir auch einen Wal gesehen.
Nicht zuletzt durch den Hinweis eines zukünftigen Rockstars aus Österreich entdecke ich am Abend eine neue Lieblingsspeise „Ceviche“. Das sind im Wesentlichen Limettensaft, feingeschnittene Zwiebel, Tomaten und Paprika und als Höhepunkt findet sich darin roher Fisch, Tintenfisch oder Scampi. Abgerundet wird das noch mit einer guten Portion Koriander – grossartig.
Irgendwie reicht uns das Naturerlebnis noch nicht zum Weiterziehen, also buchen wir noch eine Walsichtungstour für den nächsten Tag. Und sitzen nach ein paar Stunden Schlaf wieder auf einem Boot. Tatsächlich haben wir Riesenglück und treffen einen jungen, männlichen Wal von ca. acht Meter Länge, der zudem noch sehr verspielt ist oder das Boot für seine zukünftige Frau hält, denn er springt über 30 Mal aus dem Wasser, was sogar den Kapitän des Schiffes zu Begeisterungsrufen bringt. Ich kann auf diese Weise meine Ankündigung gegenüber einem gestern getroffenen Kärntner wahrmachen, ein paar gute Walfotos zu machen – er war am Tag davor zu langsam.
Ich kann ja sagen, dass ich vor der Reise gedacht habe „Oh ja, Wale. Die gehen mir am A…. vorbei“. Aber Reisen bildet und so bin ich gerne bereit mein Urteil diesbezüglich zu revidieren. Es ist schon beeindruckend, wenn so ein grosses Vieh mit dem Boot spielt auf dem man gerade sitzt.
Eine Ceviche und Nacht später sitzen wir im Bus und steuern unserem letzten Ziel in Ecuador entgegen.