Jeder, der auch nur einen kurzen Urlaub in Peru verbringt, kommt an Cusco nicht vorbei. Dafür gibt es drei Gründe: (1) die Stadt ist wirklich nett, (2) es gibt jede Menge Inkaruinen und sonstige bemerkenswerte Ausflugsziele in der Umgebung und (3) dient die Stadt als Ausgangspunkt zur Besichtigung von Machu Picchu, der sagenhaften Inkastadt in den Bergen der Anden. Nach einem Tag Erholung starten wir wieder unseren üblichen Besichtigungswahnsinn.

Erster Tag: Citytour. Hier werden lernen wir endlich die allseits bekannten fugenlosen Mauern der Inkas kennen, in dem wir mit einem mittelmäßigen Führer durch die Stadt schlendern. Zuvor steht allerdings die Kathedrale auf dem Programm, deren Besuch wir verweigern, weil hier erstens ein saftiges Eintrittsgeld fällig wäre und wir zweitens wissen, dass man vor 8:00 in der Früh gratis rein kann. Wir besichtigen Qoricancha das damalige Epizentrum der Inkas, welches wie so oft, wenig liebevoll von den Spaniern überbaut wurde. Den Inkas, war ja im Gegensatz zu ihren Vorgängern Gold und Silber ziemlich egal – sie fanden diese Materialien einfach hübsch und so wurden sie zum dekorieren von Wänden benutzt. Davon sieht man aufgrund uns besetzenden und missionierenden Europäern leider nichts mehr.

Anschließend geht’s mit dem Bus nach Sacsayhuaman einer beeindruckenden Inkastadt oberhalb von Cusco. Hier schlagen unsere Herzen höher, denn so oder so ähnlich haben wir uns Inkastätten vorgestellt: groß, mächtig und mit riesigen, fugenlosen Mauern. Unser Führer erklärt, dass die Wissenschaft der Meinung ist, dass diese Stadt innerhalb von 100 Jahren errichtet wurde. Im Anschluss erläutert er uns seine eigene Meinung, nämlich dass das niemals in so kurzer Zeit zu schaffen ist. Ich denke daran, wie wir auf einen Kaffee 30 Minuten gewartet haben, dann nochmal fünfzehn Minuten auf einen Kuchen und nochmal so lange auf die Rechnung und muss sagen, dass ich ihm aus peruanischer Sicht zustimmen muss. Erwähnenswert finde ich noch, dass von der ursprünglichen Stadt nur mehr 20% erhalten sind. Die restlichen 80% sind in Cusco in verschiedenen Häusern, Palästen, der Kathedrale und den Strassen zu bewundern, wohin die Steine und Mauerteile verfrachtet und einem neuen Zweck zugeführt wurden.

Dann fahren wir weiter, bleiben beim nächsten Stopp stehen und latschen eine viertel Stunde steil bergauf, um uns eine Inka- Wasserquelle anzusehen, die uns mäßig begeistert. Wenig später stehen wir bei einer weiteren kleinen Festung, welche auch nicht viel hergibt und es wird langsam dunkel und kalt. Als letztes kommen wir noch zum Labyrintfelsen, welcher wenig überraschend ein großer Felsbrocken ist. Durch den Felsen führen allerdings enge Gassen, Wege und Tunnel wo früher gerne mal das eine oder andere Meerschweinchen geopfert wurde. Es ist mittlerweile dunkel geworden und so bekommen wir davon nur mehr wenig mit. Wir fahren wieder den Berg hinunter wo uns Cusco im Lichterschein des Abends empfängt.

Zweiter Tag: Salzminen, Riesenkräuterspirale und atemberaubende Landschaft. Wir fahren wiedermal mit dem Bus. Unser erster Stopp ist in Chinchero wo wir eigentlich eine Frauenkooperative besuchen sollen, welche traditionelle Handwerkskunst ausstellt. Wir machen allerdings mit unserem Führer aus, dass wir die Zeit lieber nutzen wollen, um uns die Beine zu vertreten und in die Nähe der höchstgelegenen Inkafestung Chinchero spazieren. Anschließend geht’s weiter durch eine fantastische Landschaft. Wir durchfahren eine weite Hügellandschaft, welche am Horizont an die Anden grenzt. Immer wieder liegen kleine Seen auf dem Weg. In der gesamten Gegend wird Weizen, vor allem die Inka Wunderpflanze Quinoa angebaut und somit erscheinen die Hügel um uns in goldgelbtönen. Auch wenn Herr Sting in seinem Lied „Fields of Gold“ einen Landabschnitt in England gemeint hat, haben wir dieses Lied für heute als Ohrwurm in unseren Köpfen. Auf unserer Reise habe ich mittlerweile eine große Anzahl an beeindruckenden Landschaften gesehen, aber diese hier finde ich am allerschönsten. Irgendwann geht’s dann auf einer abenteuerlichen Schotterpiste in ein Tal hinunter wo die Salzminen von Maras in die Hänge gebaut wurden. Ich kenne so etwas ähnliches, wenn auch aus Kalk aus der Türkei, Baby ziehts erstmal die Schühchen aus. Es ist aber auch ein beeindruckender Anblick! An den Hängen des Tals wurden 3000 Becken gebaut, welche der Salzgewinnung dienen. Es ist ein riesiges Mosaik aus unterschiedlichen Braun- und Rottönen, welche sich aus dem jeweiligen Reifegrad des Salzes im Becken ergeben. In den Becken arbeiten ausschließlich Frauen, welche mit Rechen und Töpfen das Salz bearbeiten und sammeln. Das Salz geht übrigens zum großen Teil nach Korea und Japan, aber auch in die Schweiz, wo es als Gourmetsalz Verwendung findet. Das Salz für Peru kommt aus den Salzminen nahe Lima. Wir schießen einige Fotos zu viel und kommen verspätet als letzte zum Bus. So nebenbei, wer sich fragt wo das salz denn hier herkommt: aus dem Meer. Dia Nasca Platte und die Pazifische Platte schieben sich in der Gegend übereinander und so war das was wir hier sehen können früher mal auf dem Grund des Pazifiks gelegen. Weiter geht’s durch die fantastische Landschaft und für mich viel zu früh kommen wir in Moray an, wo wieder eine Besichtigung ansteht. Es gibt hier vier natürliche Senken in den Hängen, welche von den Inkas als landwirtschaftliches Experimentallabor genutzt wurden. Im Prinzip wurden in etlichen Ebenen ringförmige Plateaus geschaffen und dort auf verschiedenen Höhen Pflanzen kultiviert. Hier wurde untersucht, auf welcher Höhe verschiedene Dschungelgewächse aus dem Amazonasbecken, Weizensorten und über 3000 Maissorten am besten gedeihen. Wir sind begeistert von dieser Idee und denken an die Kräuterspirale unserer Freunde, welche hier wahrscheinlich eine Million mal hineinpasst. Ihnen würde dieser Platz sicher genau so gut gefallen wie uns.

Dritter Tag: Heute fahren wir durch das heilige Tal der Inkas. Auch wenn es beeindruckend ist, auf dem Talboden, umgeben von den endlos nach oben strebenden Hängen der Anden dahinzufahren, fehlt uns hier schnell die Weite der Landschaft von gestern. Den obligatorischen Stopp bei DEM Handwerksmarkt der Gegend ignorieren wir, indem wir uns zwei Bananen kaufen und auf die Weiterfahrt warten. Der nächste Stopp bringt uns nach Pisaq einer Inkasiedlung, welche größer als Machu Picchu ist. Unser Führer ist einmal mehr bemüht, die Inkas zu entmystifizieren. Die Inkas waren einfach Bauern, die von ihren Vorgängern ein paar bemerkenswerte technische Fähigkeiten übernommen und verfeinert haben aber letztendlich waren es einfache Bauern. Die Führung geht über teils abenteuerliche Wege in Hängen mit vielen Kakteen und anderen stacheligen Pflanzen und lässt mich einmal mehr erkennen, dass der Inka-Trail nichts für mich ist. Der Inka-Trail ist ein bei Touristen beliebter Abschnitt eines mehrere tausend Kilometer langen Weges, welcher nach Machu Picchu führt. Viele tausend Touristen, gehen diesen Pfad, welcher mindestens vier Tage und drei Nächte in Anspruch nimmt, um sich den Anblick von Machu Picchu zu verdienen. Jeder wie er will.

Danach geht’s nach Urubamba Die Stadt besteht im Wesentlichen aus Werkstätten, welche Silberschmuck herstellen und verkaufen. Nachdem wir gelernt haben, dass sich 100% Silber schlecht verarbeiten lässt und deshalb 5% Kupfer beigemischt wird, was 950er Silber genannt wird, wird’s höchste Zeit für eine Rauchpause. Anschließend fahren wir zum Mittagessen, welches überraschend gut ausfällt. Außerdem fühlt es sich wunderbar an, mit vollem Bauch eine kurze Weile in der Sonne zu sitzen und so etwas ähnliches wie Frühling zu spüren. Doch die Freude währt nur kurz und schon geht’s weiter nach Ollantaytambo. Hier zeigt sich einmal mehr wie sehr sich eine gute Führung (wie in Chiclayo) von einer schlechten (wie hier) unterscheidet. Wir rasen begleitet von wenig Information durch die Anlage, die Hügel rauf und andere wieder runter und reimen uns das Wesentliche aus den Informationen der letzten Tage zusammen. Nichts desto trotz muss ich sagen, dass auch der Besuch hier lohnenswert ist. Während die meisten unserer Gruppe wieder in den Bus steigen um nach Cusco zurückzufahren, gehen wir in zügigem Tempo zum Bahnhof von Ollantaytambo, denn wir fahren heute noch mit einem der sagenhaften Züge von Inkarail nach Machu Picchu Pueblo (Aguas Calientes), von wo wir morgen in aller Frühe endlich wieder eines der Hauptziele unserer Reise, Machu Picchu, besuchen wollen.