Der nächste Stopp sollte eigentlich Cusco heißen aber die Aussicht auf einer 21-stündige Busfahrt lässt uns einen Zusatzstop in Nasca einlegen – ist ja schließlich auch Weltkulturerbe. Der Plan ist heute schnell mal über die weltberühmten Nasca-Linien zu fliegen und bei der Erforschung ebendieser behilflich zu sein. In der Nacht solls dann nach Cusco weitergehen. Wir kommen also um 5:30 in Nasca an und werden sofort von einer Agentur für Flüge über die Nasca-Linien gekeilt. Verschlafen wie wir sind und weil die Dame ein T-Shirt mit einer vom Lonely Planet empfohlenen Agentur trägt, willigen wir ein. Wenig später sind wir im Boot Camp von Nasca. Der dicke Otto, wie wir ihn nennen, führt ein strenges Regiment. Die Agentur ist übrigens ein Hostal und die Fluglinie eine andere als auf dem T-Shirt aber was solls. Wir bekommen das Vollprogramm, Unterkunft (zum kurz schlafen und Rucksack abstellen), Flug, und anschließendes Frühstück aufgedrückt – zu einem Preis, der uns die Tränen in die Augen treibt. Dann hauen wir uns ins Bett um wenig später gegen 7:00 geweckt zu werden. Der dicke Otto rennt aufgeregt und laut schreiend durch den Gang und heißt seine Gäste liebevoll mit ihrer Nationalität zum Aufstehen. „Frances, Gringos, Alemagnes (damit sind wir gemeint), GET (nicht gesprochen aber sicher gemeint „THE FUCK“) UP! Mit ihm rasen wir dann mittelmäßig verkehrsgefährdend zum kleinen Flughafen, der nur dem Zweck dient, Touristen für 40 Minuten über dieses wüstenartige Hochplateau zu fliegen. Wir sind übernächtig, in unterdurchschnittlicher Stimmung und würden gerne mit dem dicken Otto schlimme Dinge anstellen. Irgendwann geht’s dann in so eine kleine Kiste, die ich von einem Alpenrundflug kenne, für Baby aber Neuland ist. Das Gefühl mit so einer kleinen Kiste zu fliegen ist ganz anders als in den üblichen Boings die Baby sonst kennt. Ein Pilot, ein Flugschüler vorne, wir zwei dahinter und hinter uns noch zwei Menschchen, dann ist das Flugzeug zu ende. Der 40 minütige Flug ist gegen jede Erwartung super. Das kleine Flugzeug lässt sich locker um 70 Grad kippen, um so eine schöne Schleife über den Zeichnungen zu fliegen – nicht umsonst wird von einem kräftigen Frühstück vor dem Flug abgeraten. Es ist wirklich seltsam zu sehen, was da in der Größe zwischen 50 und 250 Meter in den Boden oder Berghänge „gezeichnet“ wurde und das Beste ist, niemand weiß warum. Das regt natürlich unseren Forscher- und Logikgeist an.

Die allgemein gängigen Theorien bewegen sich zwischen einer Kultstätte, einem riesigen Spielplatz bis zu einer Ufo-Landebahn. Das ist natürlich alles Quatsch und wir arbeiten bereits an der Lösung des Problems.

Nachdem wir trotz blockierender Bremse auf der linken Seite sicher gelandet sind werden wir wieder ins Boot Camp gebracht, wo uns der dicke Otto zum Frühstück befiehlt. Einmal mehr werden wir Zeugen vom Single-Tasking unterbezahlten Servicepersonals. Das Frühstück ist dürftig, dauert dafür umso länger. Aus unerfindlichen Gründen lassen wir uns darauf ein, dass uns der dicke Otto auch noch Bustickets nach Cusco besorgt, obwohl wir beim Flug herausgefunden haben, dass er, sagen wir mal, leicht unübliche Agenturzuschläge verlangt. Den Tag verbringen wir dann in der uninteressanten Stadt, die einen Vorteil hat: hier ists richtig warm! Also wiedermal Pisco Sauer und Cebiche Pescado. Dann geht’s zurück zum Bootcamp wo der dicke Otto unauffindlich ist und sein unterbezahltes Kinderpersonal eingeraucht facebookt. Jetzt werden wir doch langsam etwas ungehalten, denn der dicke Otto hat unsere Bustickets. Als er endlich eintrifft, lehnen wir sein Angebot, uns zum Busbahnhof zu fahren, nicht dankend ab. Natürlich hat er noch eine kleine Servicepauschale auf die Tickets draufgeschlagen, weil das hier so üblich ist – er hat nur vergessen uns das zu sagen. Wir verlassen „das sagen wir dem Lonely Planet und dem Trip Advisor“-Fluchend das Bootcamp. Nach 100 Meter kommen wir drauf, dass wir immer noch den Zimmerschlüssel haben und freuen uns wie kleine Kinder. Wir hängen ihn an den nächsten Kaktus – den findet der nie! Dann wird’s schnell klar, dass dies der lustigste Teil des Tages war – der Bus der eigentlich um 21:00 abfahren soll, kommt nämlich nicht und es wird, wie in Wüstengegenden üblich, bitterkalt. Wir warten vier Stunden ohne Information vom Busheini an der Theke, umgeben von einer Million Franzosen, denen das überhaupt nichts ausmacht und die die gesamte Zeit lustige Scherze machen während sie zu Frank Sinatra und Abba aus ihren Handys singen. Unsere Laune ist unterirdisch bringt uns aber zur Lösung betreffend der Nasca-Linien: den Leuten da war einfach unfassbar langweilig, weil sie auf den Bus oder sonstwas gewartet haben und dann haben sie Vögel, Spinnen, Pfeile, Astronauten und alles mögliche andere Zeugs in die Wüste gemalt. Wir bestehen darauf, dass die einzig plausible Theorie für die Nasca-Linien darstellt und erwarten in Kürze eine Nachricht von der Kommission, die für den Nobelpreis zuständig ist.

Um 01:00 steigen wir durchgefroren in den Bus um festzustellen, dass hier kein Platz für uns ist. Dies lässt sich jedoch schnell klären, indem wir uns weigern wieder auszusteigen, dann wird umgeschichtet und irgendwann liegen wir in unseren Sesseln im stickigen Ende des Busses und erleben die 16 stündige Höllenfahrt unserer Reise.

Den nächsten Tag verbringen wir damit zu überleben, uns von der Höllenfahrt zu erholen und ich meinerseits wiedermal mit der Höhenkrankheit (und einem sehr verdorbenem Magen) zu kämpfen.

So nebenbei: Cusco ist eine ausgesprochen nette Stadt, in der es sich gut aushalten lässt, wenn man sich ein Zimmer mit Heizung leistet. Davon aber mehr in einem unserer kommenden Artikel.